Weil in den meisten Internet-Darstellungen über den "Hochrhöner"
nur die sattsam bekannten Lobpreisungen und glattpolierten Worthülsen
der Tourismus-Industrie zu finden waren, die aber mit der Realität
unserer authentischen Erfahrungen nicht immer im Einklang standen,
haben wir uns entschlossen, unsere frisch erworbenen Wander-Erfahrungen
in Form eines Erlebnisberichtes weiterzugeben.
Anmerkungen zu der von uns verwendeten
Wegbeschreibungsbroschüre und Wanderkarte:
Spontan hatten
wir uns im Buchhandel zum Kauf der Broschüre "Hochrhöner
Premiumweg Wanderführer", 48 S., Dehler Verlag
(zukünftig im Text als "Wanderführer" bezeichnet), und
der ADAC Wanderkarte "Premiumweg Der Hochrhöner" im
Maßstab 1 : 30 000 entschlossen (wird im folgenden Text
als "Wanderkarte" bezeichnet).
Der Wanderführer erwies sich in seiner verbalen
Wegbeschreibung als sehr präzise. Ganz instruktiv und
uns sehr bald ans Herz gewachsen waren die
eingeschalteten Höhenprofile der einzelnen Tagesetappen.
Allerdings genügen die eingeschalteten Teilkarten
keinesfalls zur alleinigen Orientierung bei der
Wandertour, diese sind viel zu oberflächlich gehalten.
Dennoch zeigen die kleinen Etappenkarten hier teilweise
Informationen, die in der Wanderkarte nicht zu finden
sind, etwa den Verlauf der ehemaligen Zonengrenze auf S.
25 (grüne gerissene Linie, wurde allerdings in der
Legende auf S. 47 nicht aufgeführt). Als komplette
Fehlinformation ist der im Wanderführer (S. 13) grün
eingezeichnete Zubringer zur Ortschaft Sandberg zu
betrachten (siehe Wandertag 2).
Die Wanderkarte war ganz tauglich durch ihren
auflösenden Maßstab, die Geländemorphologie wurde durch
die Höhenschichtlinien einigermaßen genau wiedergegeben,
das erleichterte die Orientierung. Allerdings hätte man
sich doch noch viel mehr Einzelheiten gewünscht, z. B.
Einzeichnung der Landesgrenzen, des Verlaufs des
Todesstreifens zwischen der ehemaligen DDR und BRD
(jetzt dort noch gitterförmige Bodenplatten aus Beton,
Stolpergefahr!), die Linienführung von
Hochspannungsleitungen - kurz all das, was man ansonsten
annähernd von topographischen Karten im Maßstab 1 : 25
000 her kennt. Auch die Einzeichnung der Höhenlage der
Ortschaften wäre ganz hilfreich, um die Steilheit der
Anstiege besser abschätzen zu können. Revisionsbedürftig
ist die Karte an einigen Punkten, weil dort die
Markierung im Gelände nicht mehr mit dem Verlauf des
Hochrhöners in der Karte übereinstimmt. Zu nennen ist
der Punkt kurz vor Oberweißenbrunn (siehe Wandertag 3)
sowie der Abstieg vom Gipfel des Pleß (unser Wandertag
9), wo der Wanderweg bei der Eintragung des Schriftzuges
"Pleß-tannenwiese" entgegen der Karteneinzeichnung in
der Realität nicht mehr in dem westlich verlaufenden
Bogen verläuft, sondern mehr oder weniger parallel an
der asphaltierten Straße den Berg herunter geführt ist.
Die Wegmarkierungen des Hochrhöner Premiumweges:
Ein
immerwährender Vorgang während unserer Wandertour, der
uns bald in Fleisch und Blut übergegangen ist, war das
aufmerksame Fahnden nach Wegweisern und das "scannen"
der seitlich stehenden Bäume nach dem wohl vertrauten
Markierungszeichen des Hochrhöner-Premiumweges, dem
gelben Buchstaben "Ó" auf weißem Grund. Dabei war sehr
wichtig, dass - etwa bei einer Richtungsänderung oder
nach dem Abzweig eines Seitenweges - kurz nach dem
richtungskündenden Markierungszeichen ein weiteres
gelbes "Ó" erschienen ist, gleichsam zur Bestätigung,
auf dem rechten Wege zu sein. Solche perfekten
Kennzeichnungen eines "Premium"-Wanderweges gaben uns
Gewissheit und Zuversicht, sie ermöglichten ein
stressfreies Wandern. Im Idealfall (aber leider nicht
überall) tauchten auch auf längeren geraden Strecken in
nicht allzu langen Intervallen immer wieder
"Ó"-Markierungen auf. Bei längerer unmarkierter Strecke
ist die Wahrscheinlichkeit, falsch zu laufen - wie uns
schmerzliche Erfahrungen lehrten, - nicht völlig
auszuschließen. Zusehens schrillen bei längerer
unmarkierter Wanderstrecke in den Köpfen der Wanderer
alle Alarmglocken. Dann verderben Streßhormone und
Hektik das Wandervergnügen.
Leider sind diese perfekten
Markierungs-Gepflogenheiten in der Hochrhöner-Tour
längst nicht mehr durchgängig verwirklicht. Nach unseren
soeben gemachten Erfahrungen sind - generell gesprochen
- die Wegemarkierungen im bayerischen Teil des
Hochrhöners weitgehend noch vorbildlich zu nennen,
ebenso in großen Teilen der Wandertour in Thüringen
(weniger gut markierte Strecken siehe Wandertag 8 und
9). Die größten Enttäuschungen erfuhren wir im
hessischen Landesteil der Wandertour, eigentlich im
Kerngebiet des Hochrhöners. Nicht nur, dass des Öfteren
die Markierungen gänzlich fehlten - gar nicht selten
waren die gelben Markierungsbepinselungen so alt und
verwittert, dass man sie nur mit Mühe von gelblichen
Flechtenbewuchs unterscheiden konnte.
Hier nur einige wenige Beispiele eklatanter
Markierungsdefizite: Vor dem Fliegerdenkmal auf der
Wasserkuppe stehend, trifft man im nahen Umkreis
komfortabel auf alle nur möglichen Hinweise zu anderen
Wanderwegen, die ebenfalls auf dem höchsten Berg der
Rhön zusammenkommen, aber weit und breit ist keine
einzige Wegemarkierung des hochgepriesenen
"Premium"-Hochrhöners in Richtung Abtsroda zu sehen.
Erst nach längerer geduldiger Suche und mit gehörigem
kriminalistischem Geschick findet man schließlich den
Eingang zum steilen Abstieg am Nordhang der Wasserkuppe.
Ebenso ist der Einstieg in den Wanderweg am Parkplatz
Abtsroda (dort, wo drei Straßen aufeinander stoßen) nur
schwer auszumachen und kostet gehörige Nervenkraft. Ganz
ärgerlich ist auch das Markierungsdefizit am Ortsrand
von Tann in Richtung Dietgeshof (siehe hierzu Wandertag
7).
Unsere Wanderweg-Teilstrecken:
1. Wandertag, Montag,
18. Mai 2009: Bad Kissingen - Kaskadental - Klaushof -
Herrmannsruh - Stralsbach. Länge: 10 km.
Start der Wandertour in Kissingen am hölzernen
Wanderportal im Park, dann der fränkischen Saale
entlang, zum restaurierten Gradierwerk, danach über das
Kaskadental hinaus. Im Wildpark Klaushof verlockt uns
die schöne Speisekarte dazu, gleich zu Mittag zu essen
(Essen sehr gut). Beim alten Forsthaus "Herrmannsruhe"
Möglichkeit zur einsamen Rast. Dann weiter der
Markierung folgend nach Stralsbach. Dort im Ort eine
gefasste Quelle, der Körzenbrunnen. Wir nächtigen im
"Weißen Rössel", erhalten ein ruhiges und preiswertes
Doppelzimmer (50,-- €) und ein schmackhaftes Abendessen
(Frühstück: eher mittelmäßig). Die Spezialität des
Wirtes ist sein mit viel Liebe und Kenntnis selbst
gebrannter Schlehen- und Holunderbrand. Die Wirtsleute
sind sehr freundlich und nett.
2. Wandertag, Dienstag, 19. Mai 2009: Stralsbach -
Frauenroth - Hutbuche - Premich - Sandberg. Länge: 14
km.
Wir freuen uns auf die Kirche von Frauenroth mit dem
sehenswerten Grabdenkmal von Minnesänger Otto von
Botenlauben und seiner Frau Beatrix sowie den
Sandsteinreliefs aus dem 13. Jahrhundert, die mit dem
Bamberger Reiter gleichgesetzt werden. Leider ist jedoch
die Kirche eingerüstet und verschlossen. Wir rasten
unter der Hutbuche am Ortsrand, einem
phantastisch-gigantischen Baum und genießen den Moment
der Stille. Wir laufen weiter nach Premich, die
Wegemarkierungen sind hervorragend.
Dann wollten wir den Hauptweg verlassen, der nach
Langenleiten weiterführte, um unser Quartier in Sandberg
anzusteuern. Ein Zubringer-Weg sollte markiert sein,
leider aber stimmte die Detailkarte (im Wanderführer auf
S. 13, grüne Markierung) hier überhaupt nicht, weit und
breit keine grüne "Ó"-Markierung nach Sandberg.
Weil wir aber dort unsere Unterkunft gebucht hatten,
suchten wir uns einen eigenen Weg: Zuerst führte eine
kleine Brücke über den Kellersbach. Dortselbst ein
ermutigendes Schild für die Kreuzberg-Pilger: "Nur noch
10 km bis zum Kreuzberg!" (aber weit und breit kein
Wegweiser zum Silberdistel-Hotel). Wir gingen aber nicht
nach links nach Waldberg, sondern überquerten den Dürren
Waldbach, über den es dort aber keine Brücke gibt. Genau
im richtigen Moment zeigte sich eine Furt, die wir, ohne
groß nass zu werden, gerne benutzten. Wir liefen ein
Stück des Dürren Waldbachtales aufwärts und
traversierten dann bald nach rechts durch den Wald (ca.
30-50 m) auf den zum Tal parallel verlaufenden steilen
und schweißtreibenden Schotterweg nach Sandberg hinauf
zum "Berghotel Silberdistel". Dieses relativ große Haus
mit 40 Betten, Kegelbahn, Konferenzräumen, Restaurant -
es hatte in seiner Vergangenheit bestimmt schon bessere
Tage gesehen - konnten wir schon aus einiger Distanz
erspähen.
Unser Doppelzimmer war nicht übel (56,-- €), es
verfügte, wie dort alle Zimmer, über einen gigantischen
Balkon mit atemberaubendem Panoramablick (und
wundervollem Sonnenuntergang). Merkwürdig war der
seitlich über dem Bett sehr hoch unter der Decke
angebrachte kleine Fernseher, von dem man nur vom Bett
aus fernsehen konnte. Man musste das halt vom Fußende
aus tun. Das Essen, von Herrn Maurer serviert, der
offensichtlich in Personalunion den Hotelchef, den Koch
und den Oberkellner verkörperte, war erstaunlich gut
(bis auf den Coup Danmark, dessen Eis nicht frisch -
dafür aber mit kleinen neugesprossten Eiskörnern
durchsetzt - und dessen Schokosauce hingegen
geschmacklich von der allerbilligsten Sorte war). Mit
den anderen Speisen waren wir zufrieden (exzellentes
Rumpsteak!), sie waren frisch und fettarm zubereitet und
schmackhaft. Gutes Frühstück (mit Vollkornbrötchen),
qualitativ bei weitem die besten Brötchen während der
ganzen Wanderschaft.
3. Wandertag, Mittwoch, 20. Mai 2009: Sandberg -
Kreuzberg - Oberweißenbrunn. Länge: 18 km.
Wir nutzten den Vorteil der Höhenlage von Sandberg
und fanden anhand der Topographischen Karte 1 : 50 000
Naturpark Rhön, Südblatt, einen herrlichen markierten
Weg zum Kreuzberg, traumhaft und wirklich immer noch
steil genug (er war auch zusätzlich markiert als
Kreuzberg-Extratour). Eine vielfältige
Schmetterlingsfauna an den Wegesrändern begleitete
unseren Anstieg. Kurz vor dem Kreuzbergkloster fanden
wir noch einen unmarkierten breiten Sonderweg hinten
herum zum Gipfel. Nach kurzem Verweilen und Genießen des
herrlichen Ausblicks bei völlig klarem Himmel stiegen
wir über die Treppen bei den drei Kreuzen hinunter zum
Kloster, jetzt kamen uns viele schwitzende Leute
entgegen. Wir waren ausgeruht und froh! Gerne genossen
wir dann das Klosterbier und ein deftiges Essen, das gut
und preiswert war. Als Proviant für unterwegs kauften
wir einen Meter der legendären spiralig gewundenen
geräucherten Mettwurst. In den basaltischen Bausteinen
der Klostergebäude und in den Basaltmauern der Umgebung
Einsprenglinge bis zur Hühnereigröße von grünen
Xenolithen (Olivinbomben), die in erdgeschichtlicher
Vergangenheit aus großen Tiefen der Erde in das Magma
der Basaltschlote emporgedrungen sind.
Beim Abstieg zum Sattel zwischen Kreuz- und Arnsberg
gelegentlich Rastmöglichkeiten auf Bänken, dann weiter
an der Ostflanke des Arnsberges entlang nach
Oberweißenbrunn. Die Bundesstraße führt neuerdings nicht
mehr durch den Ort, deswegen ist wahrscheinlich auch der
markierte Weg in der Wanderkarte zu revidieren. An der
Talstation des Skiliftes nahe der Bundesstraße 279 führt
der Wanderweg nicht wie eingezeichnet westlich an der
Straße entlang, er unterquert vielmehr, gut markiert,
die Bundesstraße und führt direkt nach Oberweißenbrunn
hinein.
Unser gebuchtes Nachtquartier, das Gasthaus "Zum
Lamm" in Oberweißenbrunn, teilt erst um 16.00 Uhr die
Zimmerschlüssel für Hotelgäste aus, wir mussten also,
noch nassgeschwitzt und durstig, eine Stunde warten. Zum
Glück entdeckten wir auf der anderen Straßenseite eine
kleine Bäckerei, die uns mit allerbestem Kaffee in
einfachen Pötten und ganz vorzüglicher
Erdbeer-Bisquitrolle versorgte. Dankbar konnten wir
draußen auf der Straße an Tisch und Bank im Schatten
unsere Wartezeit absitzen. Unser Doppelzimmer im Lamm
(67,-- €) war groß und komfortabel, gediegen
eingerichtet, besonders aber in ruhiger Lage und hatte
wieder einen herrlichen Balkon. Unser Abendessen war
ganz hervorragend (Dessert-Empfehlung: Palatschinken mit
Heidelbeeren und Vanilleeis!), ebenso das reich
sortierte Frühstück.
4. Wandertag, Donnerstag, 21. Mai 2009 (Christi
Himmelfahrt): Oberweißenbrunn - Himmeldunk - Rotes Moor
- Wasserkuppe - Weiherberg mit Enzianhütte. Länge: sehr
anstrengende 19 km.
Der Aufstieg zum Himmeldunk ist anstrengend,
ermöglicht aber herrliche Ausblicke, so z. B. auf die
nahe gelegenen "Rhönbusen" (die Hagküppel, zwei von der
Erosion herauspräparierte Vulkanschlote). Malerischer
Blick auf dem Rockenstein. Weiter über den Schwedenwall
zum Roten Moor, wo wir uns zwischen vielen Menschen auf
dem Holzbohlenweg voranbewegen. Weiter geht der gut
markierte Weg zur Wasserkuppe, teilweise etwas unbequem
auf Forstwegen mit Basaltbrocken. So gelangen wir zur
Fuldaquelle. Die letzten Meter zur Wasserkuppe sind sehr
kräftezehrend, dieser Ort ist natürlich extrem
überlaufen an diesem Feiertag. Wir erhaschen jedoch im
Hotel "Peterchens Mondfahrt" noch einen schönen kleinen
Tisch im Schatten und ordern unseren geliebten Kaffee
sowie zwei große Flaschen Mineralwasser, zum Auffüllen
unserer Aluminiumflaschen im Rucksack. Der Ober
entschuldigt sich für die horrenden Wasserpreise (0,75 l
Rhönsprudel kosten hier 4,50 €!). Weiter geht es zum
Gipfel mit dem atemberaubenden Panoramablick, dann
Abstieg zum Fliegerdenkmal. Wir sind müde und finden
wegen schlechter Markierung unseren Weg nicht, das
nervt.
Der Abstieg zum Straßendreieck am Ortsrand von
Abtsroda ist sehr steil und geht auf die Gelenke. Zudem
ist auch in der Umgebung der Talstation des Skiliftes
bei Abtsroda die Markierung ganz schlecht bzw. gar nicht
vorhanden, ebenso, wie schon erwähnt, beim Einstieg in
den Hochrhöner-Wanderweg Richtung Weiherkuppe am
Parkplatz Abtsroda.
Wir ziehen weiter zum Weiherberg, der Weg zieht sich.
Doch sind die Ausblicke immer noch unwahrscheinlich
schön. Am steilen Abhang des Weihersberges emsiges
Treiben, dort tummeln sich die Modellflugzeugbauer, die
ferngesteuert ihre Fluggeräte halsbrecherische Manöver
fliegen lassen. Weiter dann zur Enzianhütte gleich um
die Ecke. Dort schon aufgrund des Feiertages heftiges
Treiben, eine Masse von Leuten. Dann die freudige
Überraschung: obwohl uns wegen Überfüllung telefonisch
nur ein Matratzenlager versprochen war, erhielten wir
ein Doppelzimmer! Großes Hüttenglück!
Wir setzten uns nach draussen, an dicken Holztischen
und ebensolchen Bänken war gut sitzen, den Rücken an
natürliche (chemisch unbehandelte) Holzschindeln der
Hüttenwand gelehnt. Gute Aussicht an der frischen Luft!
Obwohl sehr viele Gäste die Terrasse bevölkerten, wurden
wir ganz aufmerksam und freundlich bewirtet (ebenso am
nächsten Morgen). Die genossenen Essensportionen waren
reichlich und schmackhaft gekocht, das Frühstück am
nächsten Morgen war ausreichend und gut.
Dass es an diesem Feiertag laut werden würde, war uns
klar. Andere (männliche) Hüttengäste gröhlten allerdings
noch bis 2.00 Uhr in den Morgen hinein, wie zum Hohn der
an den Wänden hängenden Hüttenregeln, die, in alter Zeit
liebevoll gedichtet und kalligraphisch
niedergeschrieben, zur Ruhe ab 22.00 Uhr gemahnten. Doch
niemand fühlte sich bemüßigt, die Hüttenruhe
einzufordern. Letztendlich schliefen wir in unserem
einfachen und schlicht möblierten Doppelzimmer (46,-- €)
doch glücklich und zufrieden. Wir waren froh, mit diesen
Vatertags-Gröhlern nicht das Matratzenlager teilen zu
müssen.
In der Rückschau war dieser 4. Wandertag für uns der
anstrengendste der ganzen Tour.
5. Wandertag, Freitag,
22. Mai 2009: Enzianhütte - Milseburg - Oberbernhardser
Höhe - Langenberg - Schwarzbach - Gotthards. Länge: 21
km.
Steiler Abstieg von der Enzianhütte, dann angenehmer
Weg, teils über schöne Wiesen hinweg, zum Fuß der
Milseburg. Dort archäologische Ausgrabungsstätten. Beim
Aufstieg zum Milseburggipfel noch etwas klettern, dann
hatten wir einen sonnengewärmten Sitz am Gipfelkreuz.
Wir genossen die Aussicht, danach ging es auf gut
gangbaren und schönen Wegen hinunter. Auf der
Wanderkarte ist in Langenberg ein Weinglas-Symbol
eingezeichnet, deswegen hofften wir auf einen Kaffee.
Leider war die Wirtschaft in Langenberg untertags
geschlossen. Wir wanderten weiter in Richtung
Schwarzbach. Die Markierungen sind hier in Hessen
manchmal schon etwas rätselhaft und die Pfeilmalereien
nicht immer logisch. Man steht dann vor solchen Linien -
z. B. bei Geradeaus-Strecken eine horizontale Linie,
deren beide Enden in Pfeilform nach unten zeigen - und
weiß damit nicht wirklich etwas anzufangen.
In Schwarzbach gab es, oh Wunder, einen kleinen Laden
(ganz freundliche und hilfreiche Bedienung), wo wir
etwas Obst, Rotwurst, Dauerwurst, Brot, Buttermilch und
Mineralwasser einkauften (Wasser wurde gleich wieder in
unsere genialen Flaschen eingefüllt).
Ein absoluter Geheimtipp und unbedingt einen Besuch
wert ist das Antik-Cafe in Schwarzbach. Es handelt sich
um einen Antik-Verkauf mit improvisierten
Wohnzimmer-Cafe und sehr liebenswerter Wirtin, die uns
auch kostenloses Wasser zum guten Kaffee (dieser
gebrüht, beste Qualität, preiswert) servierte. Nach sehr
angenehmer Unterhaltung ging es weiter nach Gotthards.
Der von uns gebuchte Rhönhof lag an einer lauten
Straße und machte zuerst keinen tollen Eindruck auf uns.
Sehr viele Motorradfahrer und es war laut. Wir fragten
nach einem ruhigen Zimmer, das wir auch bekamen. Unser
Doppelzimmer (55,-- €) war ein Österreichisches
Vogelauer-Zimmer, liebevoll überdekoriert, aber gute
Betten und picobello sauber.
Das Wirtsehepaar Evic war sehr gastfreundlich und
liebenswürdig, wir aßen hier sehr gute jugoslawische
Küche. Nach ruhiger Nacht sollten wir am nächsten Morgen
das beste Frühstück unseres Wanderweges bekommen.
Wunderbares Omelett, mindestens zehnerlei Käse (sogar
Parmesan), reichlich Wurst und Schinken, und sogar
Lachs, Forelle, Räucherfisch, frisches Obst, einfach
großartig.
6. Wandertag, Samstag, 23. Mai 2009: Gotthards -
Kettenborn - Habelstein - Tann. Länge: 15 km.
Aufbruch von Gotthards nach Tann, wunderschöne Wege,
wir konnten ausschreiten, keine extremen Steigungen,
taufrische Natur. Kurz nachdem man den Abzweig nach
Boxberg hinunter passiert hat steht auf halber Höhe, die
Seitenflanke den Boxberges hinauf (dort, wo annähernd
der Hochrhöner in der Wanderkarte die 600 m
Höhenschichtlinie kreuzt) eine Bank, von der man einen
herrlichen Rund- und Fernblick hat. Wir konnten leicht
die Wasserkuppe und die Milseburg erkennen sowie 9
Kuppen gleichzeitig.
Auf dem Wanderweg oben am Boxberg im Wald änderten
sich die Bedingungen. Wir sahen einen umgefahrenen
Hochrhöner-Wegweiser achtlos im Graben liegen, an einer
Buche waren die Wegemarkierungen gewaltsam abgekratzt.
Verbotsschilder "Privatweg" tauchten auf. Auch die Hochrhöner-Markierung war in der Umgebung des Ortes
Habel nicht allzu berühmt, ganz im Gegensatz zum
Ortskern von Tann, wo beinahe im Aufstieg an der
Stadtmauer entlang an jedem Verkehrsschild ein
"Ó"-Zeichen klebt.
Wir besuchten das Rhönmuseum, dankenswerter Weise
wurde uns erlaubt, unsere schweren Rucksäcke im
Kassenhäuschen des Freilicht-Museums für die Dauer
unseres Besuchs zu deponieren. Das Naturkundemuseum
zeigt liebevoll und fachkundig gestaltete Dioramen und
Tierpräparate, darunter auch lebensgroße Nachbildungen
eiszeitlicher Menschen.
Leider kommt in diesem Museum die Erdgeschichte der
Rhön etwas zu kurz und die wenigen erläuternden Texte
sind etwas antiquiert. Auf die höchst interessante
geologische Entwicklung der Region und die Paläoökologie
zur Zeit des Neogens wird viel zu wenig eingegangen
(siehe dazu im Kontrast das gut gestaltete
Sieblos-Museum von Poppenhausen oder die
erdgeschichtliche Abteilung im Vonderau-Museum Fulda).
Allerdings wird eine reichhaltige Rhön-Fossiliensammlung
während der Óffnungszeiten in einem separaten
Ausstellungsraum ("Stein-Reich") gezeigt
(unbeaufsichtigt!). Neben Fossilen des Buntsandsteins
und des Muschelkalks sind dort auch wenige Exponate aus
dem Tertiär der Rhön ausgestellt (Sieblos,
Theobaldshof). Basierend auf diesem Fundus könnte man
museumsdidaktisch gut eine interessante Einführung in
die geologische Geschichte der Rhön gestalten.
Im obersten Stockwerk des Naturkundemuseums fanden
wir ganz unerwartet die Sonderausstellung "Gestatten
Kultur". Diese Kunstausstellung des Tanner
Diakoniezentrums zeigt in einer Auswahl ganz
eindrucksvoll die vielfältige Kunst von Menschen mit
geistiger Behinderung, gemeinsam mit andern
Kunstobjekten von Künstlern der Region.
Wir bezogen ein modern-stilvoll und elegant
möbliertes Doppelzimmer (58,60 €, davon, man staune,
0,60 € Kurtaxe!) im Hotelcafe im Rathaus. Eigentlich
wollten wir im Restaurant unseres Hotels auch zu Abend
essen. Wir nahmen (nach Anfrage an einem hastig vorüber
eilenden Kellner: "Ist dieser Platz noch frei?") an
einem freien Tisch Platz. Ein Großbild-Fernseher
dominierte den Geräuschpegel des Raumes, immerhin waren
neben dem nun wie vom Erdboden verschwundenen Kellner
noch zwei weitere Mitarbeiter des Hotels von unserem
Tisch aus im Gastraum zu sehen, die uns aber, als wären
wir Luft, keines Blickes würdigten. Nach einiger
stiefmütterlichen Wartezeit - inzwischen machte sich
einer der Mitarbeiter geräuschvoll an einem
Spielautomaten an der Wand zu schaffen (alles schien
hier wichtiger zu sein als ein Gast) - zogen wir es vor,
schweigend diesen ungastlichen Ort zu verlassen. Wir
nahmen unser Abendessen im Residenzcafe auf dem
Stadtplatz im Schatten des bronzenen Denkmals ein. Dort
war die Bedienung liebenswert, menschlich und nett, die
Qualität unseres Essens aber eher durchschnittlich. Das
Frühstück am nächsten Tag in Hotelcafe im Rathaus war
mittelmäßig bis gut, allerdings fehlte der
obligatorische Orangen-Nektar. Auf Anfrage, warum dieser
nicht serviert wurde, bekam man zur Antwort: "Der ist
halt aus".
7. Wandertag, Sonntag, 24. Mai 2009: Tann -
Dietgeshof - Andenhausen - Katzenstein - Arnsberg -
Waltersberg - Gläserberg - Dermbach. Länge: 20 km.
Tann verabschiedete sich von uns etwas ungastlich
(trotz Kurtaxe), weil die Wegmarkierungen des
Hochrhöners am Ortsausgang unmöglich waren.
Wegkreuzungen und Wegespinnen sind nicht markiert und
alle Möglichkeiten müssen ausprobiert werden. Sehr
kräftezehrend, da alle möglichen Wege sehr steil nach
oben führen.
Wir gehen an einem alten jüdischen Friedhof vorbei
(vermutlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
angelegt). Der Hochrhöner, zuerst noch immer lückenhaft
markiert (z. B. am Talschluß nahe Gerieth-Park) wird
immer schöner und angenehmer zu laufen. Wir erreichen
schließlich die ehemalige Zonengrenze (leider generell
in der Wanderkarte nicht verzeichnet), auf der wir eine
ganze Zeit lang entlanglaufen. In einer Senke vereinigen
sind die Hochrhöner Wege wieder (Variante Lange Rhön mit
Kuppenrhön) und wir rasten am Hochrhöner-Eulentisch.
Seit wir in Thürigen sind, fühlen wir uns liebevoll
geleitet, sehr fürsorglich wurde markiert. Wir erreichen
Katzenstein und wollen Kaffee trinken. Obwohl alles
reserviert ist für eine erwartete Busgruppe, erhalten
wir einen Platz im Schatten, werden sehr nett bedient
und erhalten verbilligtes Wasser für unsere Flaschen
(statt 3,50 € nur 1,50 €).
Vorbei an einer verfallenden alten Grenzkaserne
wurden wir dann mehre Kilometer lang mitten durch eine
traumhafte und artenreiche riesige Wiese geleitet von
"Ó"-Markierungen gut einsehbar an eingeschlagenen
Pflöcken. Der Wegweiser am Ende der langen Wiese war
jedoch von einem Spaßvogel (oder vom Wind?) in die
falsche Richtung gedreht worden und sollte korrigiert
werden. Weiter geht es (nach kurzer Rast an einem
überdeckten Holztisch an einem Feldkreuz) auf einem
unirdischen weißen Weg, der uns ins Nirvana führte (nur
immer einige Serpentinen waren sichtbar), es war schön,
da zu gehen. Beim Abstieg vom Arnsberg (jener südöstlich
vom Gerstengrund) stoßen wir auf eine große Rinderherde,
eine seltene Rinderrasse mit riesigen Hörnern und
mittelbraunem einfarbigen Fell. Neuer Aufstieg auf den
Gläserberg, dort Rastmöglichkeit in einer offenen
Schutzhütte. Unser gut markierter Weg führt uns zur
bewirtschafteten Dermbacher Hütte mit tollem Panorama -
durchwegs ist die Aussicht von den Rhönkuppen immer
wieder gewaltig, wir sehen immer wieder die Wasserkuppe
und die Milseburg und andere markante Erhebungen der
Kuppenrhön. Drei große Schmetterlinge
(Schwalbenschwänze) flirren im irrwitzigen
Paarungstaumel um uns herum.
Sodann ging es wieder durch eine Wiese hinab,
schließlich ein steiler Abstieg durch einen Wald, der
nicht enden wollte. Ein schöner Rastplatz mit Tisch
unter beeindruckenden 5 riesigen Buchen, die mit ihren
Ästen alle auf uns zeigten, ließ uns hier länger
verweilen und die wehen Muskeln entspannten sich wieder.
Danach ging es einen endlos langen Weg (den langen
Zubringer) nach Dermbach hinunter. Zum Glück liegt unser
Ziel, das Hotel "Rhönpaulus" am kurzen Zubringer zum
Hochrhöner, so dass wir den langen Zubringerweg nicht
mehr zurück müssen.
Im Hotel Rhönpaulus werden wir äußerst liebenswürdig
empfangen, erhalten ein schönes ruhiges Doppelzimmer
(50,-- €), bestehend aus 2 Räumen, fast eine Suite. Das
Essen (z. B. Lammkeule aus der Rhön, Eis vom Bauernhof)
war nicht schlecht, das Frühstück am nächsten Morgen
eher frugal.
8. Wandertag, Montag, 25. Mai 2009: Dermbach -
Glattbach - Ibengarten - Wiesenthal - Horn -
Bernshausen. Länge: 12 sehr harte km.
Vom Gasthaus Rhönpaulus geht der Weg auf dem grünen
Zubringer nicht allzuweit zum Hochrhöner. Leute mit
großem Rucksack werden in Thüringen offenbar sehr
freundlich gegrüßt, sogar aus den Autos heraus. Dort
werden echte Wanderer halt noch geachtet!
Wir gelangten auf schönen Wegen nach Glattbach, wo
wir an einem kleinen Wehr eine Kurzrast einlegen. Es
begann der sanfte Anstieg zu einem weiteren Höhepunkt
unserer Wanderung, dem Ibengarten mit bis zu 600 Jahre
alten Eiben. Mancherorts läuft man wie in einem Tunnel
unter den Eiben hindurch. Nach weiterem Bergauf führte
der Weg ganz nach unten, nach Wiesenthal. Am Wegesrand
seltene Orchideen, z. B. das "Bleiche Waldvögelein".
Geologisch interessant beim Abstieg ist der Wechsel
zwischen den Gesteinen des Unteren Muschelkalks (graue
Kalksteine) zu den roten und manchmal auch türkisgrünen
Tonen und den rotbraunen Schluff- und Sandsteinen des
Oberen Buntsandsteins, des Röts. Rastmöglichkeit bei
einem überdachten Tischchen beinahe an der Straße nach
Wiesenthal.
Wiesenthal zeigte uns auf der Karte wieder mal ein
Weinglas, wir hofften auf Kaffee, deshalb verließen wir
den Hochrhöner auf dem grünen Zubringer zur Ortschaft
hinein. Zu unserem Leidwesen mussten wir herausfinden,
dass die Wirtschaft aber erst um 17.00 Uhr öffnen würde.
Entgegen den Eintragungen in der Wanderkarte war nun der
Weg zum Hochrhöner zurück (Richtung Bernshausen)
überhaupt nicht mehr mit dem grünen
Hochrhöner-Zubringerzeichen markiert, wir gingen nach
Kopf und Karte. Glücksfall: In einer kleinen
Seitenstraße noch im Ort erspähten wir einen kleinen
Laden (den Dorfladen) mit einem Tischchen davor
(Kaffee???). Leider schloss der Inhaber gerade sein
Geschäft ab und wollte in die Mittagspause gehen. Als er
uns kommen sah, schloss er gleich noch mal auf und bat
uns herein, kochte uns noch einen prima Kaffee,
verkaufte uns Obst und Mineralwasser, plauderte nett mit
uns. Ach war das schön!
Wir suchten und fanden den Hochrhöner wieder im
Anstieg. So, und nun wurde es erst mal so richtig
anstrengend. Der Aufstieg zum Berg "Horn" begann. Wir
mussten auf einer Wiese eine lange Diretissima ganz
steil nach oben bei sengender Hitze bis zum Waldrand
hinter uns bringen. Kurze Verschnaufpause bei einer
echten Hochrhöner-Bank, dann steil weiter nach oben
durch den Wald - allerdings verschlechterte sich der
Wanderpfad zusehends. Mehr und mehr war der Waldboden
tiefgründig von Pferden zertrampelt.
Der höchste Punkt des Hochrhöners am Horn biete eine
wunderbare Aussicht, fast so schön wie auf der
Milseburg. Auch lädt dort ein überdachter Tisch mit
Bänken den Wanderer zur Rast ein. Allerdings ist dieser
schöne Ort in zweifacher Weise verdorben:
Erstens ist das ganze Areal um den Aussichtspunkt
stark verschmutzt, Zivilisationsmüll überall, sogar
Kronkorken sind in die Rinden der Bäume getrieben, Dazu
noch wilde Feuerstellen, sogar solche mit Backsteinen
umrandet!
Zweitens sind die Auswirkungen von Pferden
unübersehbar und damit ruchbar im wahrsten Sinne des
Wortes. Allerorten liegen stark riechenden Rossäpfel
herum, meist bedeckt von Hunderten von Fliegen, letztere
auch in starker Konzentration überall in der Luft. Der
Hochrhöner-Premiumweg verdient hier wie übrigens auch an
anderen Stellen in der näheren Umgebung des Ortes
Bernshausen das Attribut "Premium" nicht mehr. Besonders
im oberen Bereich des Abstieges vom erwähnten Rastplatz
an der Kante des Berges Horn nach Bernshausen hinunter
ist der Hochrhöner, wenn überhaupt, dann nur an den
äußersten Rändern, vorsichtig begehbar. Der ganze Weg
ist tiefgründig zerstört, vorrangig durch tief in den
Boden eingesunkene Pferdehufe, die zudem den amoorigen
Boden mit Pferdekot vermischt haben und ein
unbeschreibliches Geruchserlebnis (einschließlich
Schmeißfliegen) bieten. Aber auch Reifenspuren von
Allradfahrzeugen waren in diesem Matschweg zu finden.
Wir waren dankbar, diesen Abstieg nicht unter
regnerischen Wetterbedingungen machen zu müssen.
Eindeutig kollidieren am Rastplatz der Anhöhe Horn
bei Bernshausen und dessen umgebenden Wegen die
Interessen der Reiter mit denen der Wanderer. Vielleicht
könnte man mit etwas guten Willen für die Reiter
gesonderte Wege zur Verfügung stellen, die nicht mit
ausgewiesenen Wanderwegen einhergehen sollten. Dieses
Naturschutzgebiet ist offenbar schon lange nicht mehr
beaufsichtigt worden, aber Gesetze und Verordnungen
sollten doch für jedermann gültig sein. Wie der glatte
Hohn klangen uns die Formulierungen der Oberen
Naturschutzbehörde in den Ohren, die an diesem
Naturschutzgebiet, aber auch an anderen Orten in der
Umgebung Bernshausens, in genügender Anzahl auf gelben
Tafeln und weit hin sichtbar angebracht sind. Hier nur
einige Auszüge daraus:
"Naturschutzgebiet - Es ist nicht gestattet - den
Zustand des Gebietes zu verändern oder zu
beeinträchtigen. - die Wege zu verlassen, zu lärmen,
Feuer anzumachen, zu zelten oder das Gebiet zu
verunreinigen."
Zum Glück lag jetzt Bernshausen nicht mehr weit
entfernt und wir gelangten dort glücklich an. Wir
nächtigten im Hotel "Zur grünen Kutte", benannt nach der
wassergefüllten Doline vor dem Ort. Unser Doppelzimmer
(60,-- €) im 2. Stock war sehr schön und ruhig, das
Abendessen ganz lecker, genau wie das reichhaltige
Frühstück am nächsten Morgen.
9. Wandertag, Dienstag, 26. Mai 2009: Bernshausen -
Pleß - Bad Salzungen. Länge: 18 km.
Die Pferdespuren der Umgebung von Bernshausen mit
gelegentlichem Pferdekot verlieren sich nach ca. 2
Stunden gänzlich, wir wandern mit kontinuierlichem
Anstieg zum Gipfel des Pleß. Der Hochrhöner führt uns
abwechslungsreich durch den Wald, mal auf kleinen
Pfaden, mal auf breiten Forstwegen. Nach dem
Pleß-Abstieg finden wir nahe einer Wegespinne wiederum
ein Tischchen mit Bank zum Rasten, dann schwenkt der
Hochrhöner endgültig in östlicher Richtung in das
Polsambachtal hinab. Der umliegende Wald nahe am
Rastplatz wird scheinbar noch als Truppenübungsplatz
benutzt, überall Schilder "Militärischer Sperrbereich".
Der Weiterweg über eine Wiese hinweg bringt uns noch
ein schönes Ereignis. Wir sehen einen Trauermantel, der
sich direkt vor uns in den Weg setzt, die Flügel weit
offen. Er ist außergewöhnlich groß und sehr schön. Immer
weiter senkt sich das Tal hinab, der Hochrhöner wechselt
nochmals die Talseite, dann beginnt ein relativ
eintöniger Weg auf einer geschotterten Forststraße. Am
kleinen Polsamsee gibt es einen Rastplatz.
Nun sehen wir in der Ferne schon Langenfeld und Bad
Salzungen, schließlich müssen wir durch
Vorstadtsiedlungen hindurch (noch gut markiert) und
werden dann wieder auf freies Gelände geführt, mit
frischen aber grob geschotterten Wegen aus grauschwarzem
Basalt und rötlich-braunem Porphyr, wo zwischenzeitlich
die Markierung des Hochrhöners über eine längere Strecke
wieder einmal gänzlich aussetzt. Intuitiv queren wir die
Bundesstraße 62 durch ein Brückenbauwerk unten hindurch
und finden, nachdem wir das unübersehbare
Klinikum-Gebäude Bad Salzungen auf unserer rechten Seite
passiert haben, sogar die Hochrhöner-Markierungen in
einem Schrebergartenviertel wieder.
Bad Salzungen begrüßt uns mit einem außergewöhnlichen
Froschkonzert. Vielstimmiges Gequake von der
Gartensiedlung und noch lauter von einem kleinen See mit
Seerosen, der an unserem Wege liegt. Dann haben wir noch
ein kleines Stückchen zu gehen und plötzlich ist es da,
das Ende unserer Hochrhöner-Tour, wie in Bad Kissingen
durch ein schönes Holztor symbolisch markiert.
Eine Fata Morgana am Ende der neuntägigen
Hochrhöner-Tour kann in Bad Salzungen leicht in
Erfüllung gehen: "Einen echten italienischen Eisbecher!"
Den gibt es im Eissalon Dante 2, im Untergeschoß des
Goethepark-Centers, ganz nahe am Bahnhof Bad Salzungen.
Am Ende unserer Tour möchten wir es keinesfalls
versäumen, den vielen namenlosen Helfern zu danken, die
in nimmermüder Arbeit dafür Sorge tragen, dass die
Wanderpfade des Hochrhöner-Premiumweges immer ordentlich
markiert sind. Wir danken auch ganz herzlich dafür, dass
die Rastplätze und Wanderwege immer wieder vom
weggeworfenem Müll der Wanderer gesäubert werden.
Bloß nicht! (in Anlehnung an eine hilfreiche Rubrik
in den Marco-Polo-Reiseführern)
Keinesfalls würden wir
den Hochrhöner-Wanderweg in umgekehrter Richtung, also
von Bad Salzungen Richtung Bad Kissingen laufen wollen,
auch nicht etappenweise. Weil sich der Wanderweg dann
von Norden nach Süden erstrecken würde, hätte man
permanent die Sonne im Gesicht (ständig zugekniffene
Augen oder Sonnenbrillen-Zwang, weil
Gegenlicht-Situation).
Bestimmt gäbe es bei entgegengesetzter Wanderschaft
auch noch größere Schwierigkeiten beim Erkennen der
Wanderweg-Markierungen. Wenn gut gesetzt, springen diese
bei der konzipierten Begehung von Süden (Bad Kissingen)
nach Norden (Bad Salzungen) förmlich ins Auge, bei einer
Wanderung in umgekehrter Richtung könnten diese
teilweise dann nur bei leicht schrägem "Blick zurück" in
ihrer eher versteckten Position gefunden werden. Zudem
wäre das Lesen und das Verständnis der verbalen
Wegbeschreibung im "Hochrhöner Premium Wanderführer"
dann recht umständlich, müsste man doch die Angaben über
die entsprechende Wegeführung nach dem Lesen im Kopf in
ihrer Chronologie immer erst Satz für Satz umdrehen.
Auch die Balance der Kraftanstrengungen bei den von
den Hochrhönwanderweg-Gestaltern sinnvoll gewählten
Verhältnissen zwischen sanften Höhenanstiegen und
steilen Steigungen oder von steilem und Kräfte zehrendem
Hinabklettern von den Anhöhen wären dann in das
Gegenteil verkehrt. Als Negativbeispiel sei hier der
viele Kilometer lange Abstieg der letzten Etappe von der
Anhöhe Pleß nach Bad Salzungen angeführt, der, weil in
seiner letzten Phase etwas eintönig und über einige
Kilometer sogar durch bebautes Gebiet führend, in
Vorfreude eines baldigen Abschlusses der Wandertour zwar
noch akzeptiert werden kann, aber in umgekehrter
Richtung begangen - dann mit seinem stundenlangen
permanenten Höhenanstieg - als Ouvertüre in den
Hochrhöner-Wanderweg ganz bestimmt demoralisierend
wirken würde.
Es ist nicht ratsam, den Hochrhöner nur anhand der
Wegemarkierungen begehen zu wollen. Geeignetes
Kartenmaterial ist für die richtige Orientierung
unerlässlich, und mit Zweifeln behaftete
Wegefindungs-Situationen treten erfahrungsgemäß öfters
auf als einem lieb ist (siehe hierzu die Rubrik
Wanderweg-Markierung).
Fazit
Der Hochrhöner-Wanderweg zeigt ohne
Einschränkung eine gelungene Routenführung. Ganz
überwiegend ist die Wegeführung mit dichten Markierungen
und Wegweisern ausgestattet. Er führt gekonnt über die
markantesten Aussichtpunkte hinweg auf ganz
abwechslungsreichen Wegen und Pfaden. Man spürt, dass
der Erfahrungsschatz vieler kompetenter Rhön-Experten in
die Streckenführung eingeflossen ist.
Allerdings will so eine komplexe Navigationsanweisung
zum mehrtägigen Wandern über Bundesländer-Grenzen hinweg
auch permanent gepflegt und gewartet sein. Und hierbei
sind doch einige Diskrepanzen zwischen Anspruch und
Wirklichkeit zu finden. Ganz ärgerlich sind darüber
hinaus einige wenige Missachtungen des
Naturschutzgesetzes, hier wäre eine bessere Aufsicht der
Naturschutzbehörden angebracht.
Wir wünschen uns mehr Interaktion zwischen den
kreativen Menschen der Wegeplanungen und denen der
Wegewartung in den verantwortlichen Behörden und
Institutionen einerseits und den Wanderern, die den
Versprechungen des Hochrhöner-Premiumweges vertrauen,
andererseits. Letztere können aufgrund ihrer aktuellen
Wegebegehung wichtige Informationen über Missstände oder
über Wünschenswertes mitteilen.
Vielen Dank an die
Autoren Klaus-Peter und Ursula Kelber für diesen
ausführlichen Erlebnisbericht zu ihrer Wanderung auf dem
Hochrhöner und die Veröffentlichung auf rhoentourist.de!
Weitere
Informationen gibt es auch auf der Internetseite der
Autoren direkt unter nachfolgendem Link: http://www.equisetites.de/rhoen/hochrhoener_erlebnisbericht.html